Die Faust und das Auge
Vor vielen Jahren schaute ich mir im Fernsehen Germanys Next Top Model an. Ich traute meinen Ohren kaum: Wenn eines der Model fand, ein Kleidungsstück passe besonders gut zum anderen, jauchzte es: Das passt ja wie die Faust aufs Auge. Wenn etwas wie die Faust aufs Auge passt, heisst das für mich: Geht gar nicht. Denn wenn sich eine Faust auf dem Auge befindet, ist das gewalttätig. Ich erzählte meine Beobachtung einem eher gebildeten Mann in meinem Alter. Er wurde leicht nervös und meinte: Also ich brauche den Ausdruck auch so: Wenn etwas besonders gut zusammenpasst. Mir blieb nichts anderes übrig, als Wikipedia, resp. Wiktionary zu konsultieren. Dort stand "ganz und gar nicht zusammenpassen" aber auch "wunderbar zusammenpassen." Ich glaubte es nicht: Heutzutage passt also die Faust aufs Auge. Vor kurzem hörte ich sogar einen Tagesschausprecher von der Faust, die aufs Auge passt im positiven Sinne reden.
Es gibt weitere Beispiele, die mein Blut zum kochen bringen. Parameter zum Beispiel. Wenn dieses Wort falsch betont wird, wissen wir - so mein ehemaliger Mathematiklehrer - dass der Mensch, der dieses Wort falsch betont, keine klassische Bildung genoss (mit einer Ausnahme: in Oestereich dürfen die Leute Parameeeter sagen).
Und als drittes noch diese Bemerkung: Meine Freundin hat mir erzählt, dass sie diesen Herbst nach Kreta fahren wird. Es heisst auf Kreta, wie es auch auf Mallorca, auf Sardinien, auf Sizilien heitta. Das sind Inseln. Bitter schweige ich. Ich möchte nicht als Oberlehrerin durchgehen.