von Aurelia Becker
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Männerklo

Eröffnung des Internationalen Literaturfestivals Berlin. Voller Saal. Zwei Toiletteneingänge. Einer bebildert mit Kloschüssel und Pissoir, der andere mit einer Kloschüssel. Vor der Kloschüsseltüre eine lange Frauenschlange.

Drinnen zwei Toiletten. Ich öffne die Türe hinter dem Kloschüssel-Pissoir Schild. Es kommen vier Urinale und dahinter eine Toilette – mit abschliessbar Tür. Alles leer. Ich setzt mich auf die Schüssel. Als ich die Tür aufschliesse, steht ein verdutzter Mann vor mir. Ich murmle Entschuldigung und schleiche ab.

Es ist immer so: Schlangen vor den Frauentoiletten, freier Zugang bei den Männern. Toiletten werden von Männern konzipiert. Ein Pissoir braucht weniger Platz, ein Mann braucht weniger Zeit bei seinem Toilettengang. Er muss seine Hose nicht runterlassen, keinen Gürtel öffnen und wieder schliessen. Er wechselt keine Tampons und hat selten Kinder mit dabei. Das wird bei der Konzeption der Toiletten alles nicht berücksichtigt. Der Mann ist das Mass und der menschliche Toilettenbau richtet sich nach der Durchschnittszeit, die ein Mann für einen Toilettengang benötigt.

Die neuerdings gegenderten WC-Eingänge lösen das Problem mitnichten. Die vielen Frauen, die aus Unwissenheit die Pissoir-Tür öffneten, machten beim Anblick der Urinals sofort Kehraus – von wegen Gendergerechtigkeit!
Es erstaunt mich, dass auch heutige Frauen ruhig bleiben, sich klaglos in die Reihe stellen und warten. Wann baut man endlich gendergerechte Toiletten?

Übrigens: Das Publikum bei der Eröffnung des internationalen Literaturfestival Berlin ilb war zu 2/3 weiblich. Und den Kopf der fantastischen Petina Gappah erblickte man mit Glück kurzzeitig hinter dem für sie überdimensionierten Rednerpult. Niemand kam auf die Idee, der beeindruckenden Schriftstellerin aus Simbabwe einen Erhöhungschemel - wie im TV oder bei ehemaligen französischen Präsidenten üblich – hinzustellen.

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