Mit dem Velo in Berlin
Ich wohne in Pankow. Dass hier statistisch gesehen die meisten Fahrräder in Berlin gestohlen werden, musste ich schmerzlich selber erfahren. Gerade mal einen Tag überlebte mein Velo, bis es vermutlich - wie mir die Polizei berichtete - in einem weissen Lieferwagen nach Polen transportiert wurde. Da ich das Fahrrad in der Stadt mit Abstand als das geeignetste Fortbewegungsmittel erachte, kaufe ich immediately ein neues, selbstverständlich gebraucht und scheisse aussehend. Das Schloss kostet mehr als das gesamte Fahrrad.
Aber jetzt kann es losgehen. Ich merke: In Berlin hält man sich an die Verkehrsregeln. Kaum jemand wagt es, bei rot durchzufahren. In Basel ist das Alltag. Die Velofahrenden sind dort aggressiv und rot scheint für sie nicht zu gelten. Berlin ist viel ruhiger. Angenehm. Keine blöde Anmache, wenn ich auf dem Trottoir fahre oder in die Gegenrichtung. Füssgänger und Velofahrende kommen - so scheint’s auf jeden Fall - problemlos aneinander vorbei.
Berlin ist einfach zu fahren. Jedenfalls was die Höhenunterschiede angeht. Es gibt nur einen Berg, und dessen Steigung ist für eine Schweizerin lächerlich: Der Prenzlauer Berg. Was ähnlich wie in Basel ist, sind die Tramschienen. Jedenfalls im Ostteil der Stadt. Die reichlich vorhandenen Velowege werden grossmehrheitlich mit den Fussgängern und nicht mit den Autos geführt. Und zwar im Zick-Zack. Das hindert mich, schnell zu fahren. Vielleicht ist das auch ein Grund, dass sich E-Bikes in Berlin nicht durchsetzten wollen. Wozu auch? Schnell fahren kann ich höchstens auf der Busspur un bergauf geht es nie.
Dass die Radfahrer auf der Busspur fahren dürfen, scheint neu zu sein. Auch die sogenannten Fahrrahdstrassen. Wie zum Beispiel in der Linienstrasse. Am Boden gezeichnete Fahrräder und - für mich als Schweizerin besonders interessant - zwei Spuren mit je einer Abstandslinie zu den geparkten Autos. In Basel gibt es immer wieder schwere Unfälle mit Fahrrädern, die in eine unverhofft und unvorsichtig geöffnete Autotür reinknallen. Diese Berliner Abstandslinie versucht wohl gerade diese Gefahr zu verhindern.
Mein Fazit: Ich liebe es, Berlin per Rad zu erkunden. Entlang der Spree, durch den Tiergarten, vorbei am Kanzleramt ist schon eindrücklich. Nachts aber bevorzuge ich die belebt-hässlichen Hauptachsen - schliesslich möchte ich keinem Gewaltverbrechen zum Opfer fallen. Weder im Tiergarten noch an der Spree.